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Der neueste Nationale Gesundheitsbericht 2025 präsentiert ein paradoxes Bild: Wir geniessen eine hohe Lebensqualität, doch unsere psychische Belastbarkeit gerät zusehends unter Druck. Die Zahlen sind ein deutliches Signal, das uns auffordert, nicht nur Probleme zu beschreiben, sondern Lösungen im System zu suchen.
Vom Individuellen Symptom zum Systemischen Signal
Statt nur individuelle Diagnosen zu zählen, sehen wir die Zunahme psychischer Belastung als ein Signal, das aus unseren sozialen Systemen kommt.
Aktuell erleben 15 bis 20 % der Erwachsenen depressive Symptome.
Besonders alarmierend: Die Belastung ist bei jungen Erwachsenen seit 2018 signifikant gestiegen.
Auch in den Schulen meldet fast die Hälfte der Jugendlichen (47 % gegenüber 34 % im Jahr 2018) wiederkehrende Traurigkeit, Erschöpfung oder Angst. Hier zeigt sich ein deutliches Ungleichgewicht: 58 % der Mädchen vs. 35 % der Jungen sind betroffen.
Diese Symptome sind keine isolierten Defekte, sondern sinnvolle Reaktionen auf die wachsende Komplexität, den Leistungsdruck und die Unsicherheit in den Systemen, in denen junge Menschen leben (Familie, Schule, digitaler Raum).
Lösungsorientierte Wende: Was hält das System gesund?
Wenn wir 20 bis 40 % der Menschen als potenziell von psychischen Erkrankungen betroffen sehen, müssen wir uns fragen: Was machen die restlichen 60 bis 80 % „richtig“? Der lösungsorientierte Ansatz lenkt unseren Blick konsequent auf die Ausnahmen und Stärken – auf die Resilienzfaktoren und Ressourcen, die wir im gesamten System verstärken müssen.
Die wirtschaftlichen Kosten verdeutlichen, dass das derzeitige System nicht nachhaltig ist:
- Jährliche Gesundheitskosten: 9,5 Milliarden Franken.
- Produktionsverluste: 12,7 Milliarden Franken.
Trotz dieser volkswirtschaftlichen Dimensionen (fast ein Fünftel der gesamten Krankheitskosten) fliessen nur 22 % der Präventionsausgaben in die psychische Gesundheit. Das ist eine systemische Fehlanrechnung.
Die Notwendigkeit der System-Justierung
Mentale Gesundheit ist die Grundlage für funktionierende Systeme. Sie zu vernachlässigen, ist nicht nur menschlich tragisch, sondern ökonomisch irrational.
Wir müssen die Prioritäten verschieben und eine systemische Justierung vornehmen:
- Psychische Gesundheit muss kongruent zur körperlichen Gesundheit behandelt werden – von der Primärprävention in der Schule bis zur Kostenübernahme im Gesundheitssystem.
- Es braucht Strukturen, die frühzeitige systemische Unterstützung ermöglichen. Oft reichen schon wenige, lösungsorientierte Gespräche aus, um blockierte Interaktionsmuster in Familien oder Teams zu lösen und die vorhandenen Selbstheilungskräfte des Systems zu aktivieren.
- Wir müssen die Hürden zu Fachexpertise abbauen und mehr Vertrauen in diejenigen setzen, die Systemwissen und lösungsorientierte Tools mitbringen.
Wir wissen aus Erfahrung: Das System ist oft nur eine kleine Störung von der Lösung entfernt. Fokussieren wir uns auf die Möglichkeiten und nicht nur auf die Mängel.