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Home Treatment: Individuelle psychiatrische Betreuung zu Hause

Dies ist ein verkürzter Blogbeitrag von Manuela Grieser und Markus Grindat. Der Originalbeitrag finden Sie hier.

Was ist Home Treatment?

Home Treatment bietet eine innovative Alternative zur stationären Behandlung für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Anstatt in eine Klinik aufgenommen zu werden, erhalten Betroffene die notwendige medizinische und psychotherapeutische Versorgung in ihrem gewohnten Umfeld. Ein multiprofessionelles Team – bestehend aus Ärzten, Pflegekräften, Psychologen und Sozialarbeitern – besucht die Patienten regelmäßig zu Hause und begleitet sie individuell auf ihrem Weg der Genesung.

Warum Home Treatment wählen?

  • Personalisierte Behandlung: Jeder Behandlungsplan wird exakt auf die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände des Patienten zugeschnitten.
  • Geringere Belastung: Die Behandlung in der eigenen Umgebung reduziert Stress und ermöglicht eine schnellere Erholung.
  • Erhalt sozialer Kontakte: Der Kontakt zu Familie und Freunden bleibt erhalten, was die Genesung unterstützt.
  • Flexibilität: Die Behandlung kann flexibel an den Tagesablauf des Patienten angepasst werden.

Wie funktioniert Home Treatment?

Das Home Treatment-Team bietet eine umfassende Versorgung, die folgende Bereiche umfasst:

  • Diagnostik: Eine gründliche Abklärung der aktuellen psychischen Situation und der zugrunde liegenden Ursachen.
  • Therapie: Individuelle Therapieformen, wie beispielsweise kognitive Verhaltenstherapie, psychoedukative Maßnahmen oder tiefenpsychologische Ansätze, werden eingesetzt.
  • Medikamentöse Behandlung: Eine sorgfältige Einstellung und Anpassung der Medikation in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt.
  • Krisenintervention: Im Falle akuter Krisen wird eine schnelle und gezielte Unterstützung gewährleistet.
  • Soziale Integration: Hilfe bei der Wiederherstellung sozialer Kontakte und der Rückkehr in den Alltag.

Home Treatment in der Schweiz

In der Schweiz hat sich Home Treatment in den letzten Jahren etabliert und wird in verschiedenen Regionen angeboten. Die Angebote unterscheiden sich in ihrer Ausrichtung und den angebotenen Leistungen. Einige Programme konzentrieren sich auf akute Kriseninterventionen, während andere eine langfristige Begleitung bieten.

Vorteile für Patienten und Angehörige

  • Patienten:
    • Höhere Lebensqualität durch eine individuelle und auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittene Behandlung.
    • Stärkung der Selbstwirksamkeit und des Selbstbewusstseins.
    • Vermeidung von Stigmatisierung durch einen Klinikaufenthalt.
    • Erhalt der sozialen Kontakte und der gewohnten Umgebung.
  • Angehörige:
    • Einbindung in den Behandlungsprozess und Erhalt von Unterstützung.
    • Entlastung im Umgang mit der Erkrankung des Familienmitglieds.
    • Möglichkeit, eigene Ressourcen zu stärken und zu entwickeln.

Fazit

Home Treatment bietet eine patientenzentrierte und flexible Alternative zur stationären Behandlung. Durch die individuelle Betreuung in der gewohnten Umgebung können viele Menschen ihre psychische Erkrankung besser bewältigen und ihre Lebensqualität steigern.ng zu schaffen.

Fallbeispiele und Kasuistik

Um die vielfältigen Aspekte der Home Treatment Arbeit zu veranschaulichen, betrachten wir das Beispiel einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern. Die Mutter leidet unter einer schweren Depression und zeigt deutliche Verhaltensauffälligkeiten. Die familiäre Situation ist angespannt, insbesondere die Beziehung zu ihrem pubertierenden Sohn ist stark belastet.

Ein multiprofessionelles Team startet ein Home Treatment, um die Mutter zu unterstützen und die familiäre Dynamik zu verbessern. Im ersten Gespräch wird schnell deutlich, dass die Mutter erschöpft ist und sich von der Situation überfordert fühlt. Der Sohn äußert seine Wut und Frustration, während die Mutter ihn häufig beschuldigt und abwertet.

Die Therapeutin erkennt, dass die Kommunikation in der Familie gestört ist und Konflikte eskalieren. Sie beginnt damit, die Mutter und den Sohn einzeln und gemeinsam zu begleiten. Mit dem Sohn arbeitet sie an der Bewältigung von Wut und Frustration, während sie der Mutter Strategien zur Kommunikation und zur Setzung von Grenzen vermittelt. Gemeinsam entwickelt die Familie neue Kommunikationsmuster und erarbeitet Regeln für einen respektvollen Umgang miteinander.

Dieses Beispiel zeigt, wie Home Treatment nicht nur die Symptome der Erkrankung behandelt, sondern auch die gesamte Familie in den Blick nimmt. Die Therapeutin agiert als Moderatorin und unterstützt die Familie dabei, ihre eigenen Lösungen zu finden und ihre Beziehungen zu stärken.“

Literatur

  1. Berhe T, Puschner B, Kilian R et al (2005) „Hometreatment“ für psychische Erkrankungen. Begriffsklärung und Wirksamkeit. Nervenarzt 76:822–828.
  2. DGPPN (2019) S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen. Springer, Berlin, Heidelberg.
  3. Greve N, Keller T (2010). Systemische Praxis in der Psychiatrie. e-book. Carl-Auer-Verlag
  4. Johnson S, Totman J, Hobbs L (2011) Crisis and emergency services. In: Thornicroft G, Szmukler G, Mueser KT, Drake RE (Hrsg) Community mental health. Oxford University Press, Oxford New York, S 118–128
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  6. McGlynn P (Hrsg) (2006) Crisis resolution and home treatment. A practical guide. The Sainsbury CentreforMentalHealth, London
  7. Otterpohl N, Imort S, Lohaus A, Heinrichs N (2011). Kindliche Regulation von Wut. Kindheit und Entwicklung. 21(1)
  8. Steward I,  Joines V (2000): Die Transaktionsanalyse: Eine Einführung. Freiburg: Herder. 
  9. Thornicroft G, Tansella M (2013) The balanced caremodel: the case for both hospital- and community-based mental healthcare. Br J Psychiatry 202: 246–248
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