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Es gibt keinen freien Willen!

In der vergangenen Woche ist der vielleicht bekannteste Hirnforscher Deutschlands im Alter von 80 Jahren gestorben, wie erst jetzt bekannt wurde. Erst kürzlich hatten wir bei ihm noch eine Weiterbildung besucht. „Etwas Neues lernen, ist ein Risiko“, hat Gerhard gesagt. Wir wag(t)en das Risiko.

Gerhard Roth (15.08.1942 – 25.04.2023) war ein deutscher Neurobiologe und Philosoph, der sich intensiv mit der Frage beschäftigt hat, ob es einen freien Willen gibt. Seine riskante und provokative Position war es, dass es keinen freien Willen im traditionellen Sinne gibt. 

Gerhard argumentierte, dass unsere Entscheidungen und Handlungen nicht frei sind, sondern durch komplexe biologische und neuronale Prozesse determiniert werden. Unsere Entscheidungen und Handlungen würden durch unser Gehirn und unsere Umwelt beeinflusst und seien nicht das Ergebnis einer reinen Willensentscheidung. 

Gerhard Roth argumentierte auch, dass unsere Wahrnehmungen und Vorstellungen oft von unseren Erwartungen und Erfahrungen beeinflusst werden, was dazu führen könne, dass wir uns in Bezug auf unsere Handlungen und Entscheidungen täuschen.

Auf die Frage in der Weiterbildung, ob wir alleine durch eine starke Imagination z.B. Muskeln aufbauen können, antwortete er “Njain”. Er argumentierte, dass die Vorstellungskraft ein wichtiger Teil der kognitiven Prozesse ist und dass sie in engem Zusammenhang mit der Wahrnehmung und dem Handeln steht. Die Vorstellungskraft spiele eine Rolle bei der Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit, indem sie die Motivation und Konzentration verbessere.  Realität und Vorstellungen können gemäss Roth sehr nahe beieinander liegen. Gemäss Roth urteilen wir anhand von 10 Kriterien, ob etwas vorgestellt ist oder nicht. Hier die wichtigsten drei Kriterien: 

1: Lebhaftigkeit: Wenn ich mich lebhaft erinnere, neige ich zu sagen, das ist real. Ich fühle mit.

2. Wahrscheinlichkeit: Wenn es als bizarr angeschaut wird, neigen wir dazu zu sagen: Das kann nicht stimmen. 

3. Übereinstimmung mit dem Erwarteten: Kommt es unerwartet, kann es doch nicht wahr sein.

“Wenn ich etwas ganz stark imaginiere, dann kann das dazu führen, dass es passiert, dass ich denke, es ist wahr”. Gerhard Roth war also überzeugt: Je stärker meine Vorbereitung ist, desto mehr glaube ich, dass ich es schon getan habe. Der Plan wird gleichgesetzt mit: Ich habe es schon getan. Das ist gemäss Roth (Aussage in der Weiterbildung): “bestürzend, aber häufig”. 

Es bleiben noch ein paar Fragen offen und die Diskussionen werden uns auch in naher Zukunft erfreuen. Gerade die kontroverse Frage in der Philosophie und Wissenschaft, ob es einen freien Willen gibt oder nicht, wird so einfach nicht beantwortet werden können.

Wir lernen gerne freiwillig. 

Aber lernen kann eben weh tun, das ist das Risiko. 

Gerhard Roth hat es nie gescheut. 

Danke Gerhard!

SRF Interview mit Gerhard Roth

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